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 Chronik

 Lysistrata » zurück zur Gesamt-Liste 
Autor: Aristophanes
Regie: Wolfgang Mettenberger
Aufführungsort: Bammental, TV-Halle
Zeitraum: 2024-03-15 bis 2024-03-17

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 Kritik 
(Rhein-Neckar Zeitung, 18.03.24)

Liebe besiegt altgewohnten Hass
Die Komödie „Lysistrata" von Aristophanes hat der Theaterverein Goukelkappe an drei Tagen in der TV-Halle Bammental gezeigt.

Bammental. Ach, wenn es doch so einfach wäre! Wenn Liebesentzug ausreichen würde, um kriegstolle Männer zur Vernunft zu bringen und zu einer friedlichen Lösung zu bewegen. Im Theaterstück „Lysistrata" nach dem griechischen Dichter Aristophanes (etwa 450 bis 380 v. Chr.) gelingt dies den Frauen. So, wie der Theaterverein Goukelkappe das Thema schauspielerisch in der brillant inszenierten Komödie umsetzte, fühlte sich das Publikum bestens unterhalten. Von Freitag bis Sonntag fanden drei Aufführungen statt.
Mit Szenenapplaus, mit Schmunzeln und Lachen verfolgte man das muntere Treiben auf der Bühne ohne zu verges¬sen, dass es eigentlich um ernste Themen ging. Noch immer halten Kriege die Menschheit in Atem - und noch immer kämpfen Frauen um eine Behandlung auf Augenhöhe, um Gleichberechtigung.
Lysistrata (Steffi Bittner) kriegt die harten Kerle klein, auch den Ratsherrn (Michael Mende). Foto: Alex
Zugegeben, die nicht ganz so zahlreich vertretenen Männer unter den Zuschauern hatten nicht annähernd so viel. Spaß wie die Frauen. Die hatten vor allem in der Person von Lysistrata (Steffi Bittner) als Rädelsführerin des FrauenaufStands einen der männlichen Kurzsicht weit überlegenen, vernunftbegabten Charakter. Die anderen Frauen stellten Steff Eckert, Antje Schmieder, Doris Prinzl-Wimmer, Maggie Tillson, Annika Hilsenstein, Christa Kleinbub-Dunkl, Eva Saalfrank, Gisela Dechant-Griegrich, Irmela Müller-Wulff, Finnja Neidig, Annette Ruppert und Brigitte Werner dar. Kein Geld in der Kasse, nur immer darben, die Kinder für den nächsten Kriegseinsatz alleine groß zie¬hen und mit deren Ableben genauso wie mit dem ihrer Geliebten oder Ehemänner zu rechnen, das hatten alle Frauen satt, sei es in Athen, sei es in Sparta.
Deshalb konnte Lysistrata auch ihre Leidensgenossinnen auf beiden Seiten der Kriegsparteien für ihren Plan gewinnen: „Wir retten Griechenland!" Antikes Theater ist in seiner festgelegten Aufteilung der wenigen Sprechrollen, mit Chor und Chorführern aber nicht unbedingt für den heutigen Geschmack gemacht. Es ist ein Verdienst von Regisseur Wolfgang Mettenberger und den 22 Darstellerinnen und Darstellern, das Stück von seiner Statik befreit in ein bewegtes, lebendiges Spiel verwandelt zu haben. Somit bot es Raum für Emotionen, mehrfach für verbalen Schlagabtausch und sogar echte „Action" - eben als die Gefühle überkochten und sich in einer regelrechten Prügelei zwischen Männern und Frauen entluden.
Dem Theater sei Dank, es obsiegten auch hier die Frauen und das war wohl Balsam für die weibliche Seele. Theater ist Fiktion und ermöglicht Dinge, die in Wirklichkeit einen anderen Lauf nehmen. Das spielerisch und mit fröhlicher Leichtigkeit sichtbar zu machen, wie auf der Bühne der TV-Halle geschehen, leistet auch nicht jede „Lysistrata"-Inszenierung. Daher ist dieser Version große Anerkennung zu zollen. Dabei konnte der Regisseur seine Ideen mit einem putzmunteren Team schauspielerisch hervorragend umsetzen. Und da standen die Mannsbilder den Frauen in nichts nach: Michael Mende, Arnaud Geiger, Bernd Segnitz, Uwe Lay, Axel Bedbur, Jaron Diemer, Peter Dunkl, Thomas Pachunke und Bastian Ziesak agierten unterhaltsam bis urkomisch. Und sie trauten sich was, halb nackt mit entblößten Oberkörpern in einer Szene auf der Bühne zu stehen und dabei nichts an Bühnenpräsenz und Sicherheit einzubüßen - das kann auch nicht jeder.
Langanhaltender Applaus belohnte alle Akteure, auf und hinter der Bühne, Bühnenbild, Technik, Maske und Soufflage - da hallten noch die gehaltvollen Worte von Lysistratas Epilog (nach Erich Fried) nach: „...Doch kommt kein Friede bloß vom waffenlosen Kampf der Frauen gegen hebestolle Männer. Auch Aristophanes hat nicht geglaubt, es sei so leicht, den Wahnsinn zu beenden nur: dass es Wahnsinn war, das wollt' er zeigen und dass es denkbar wäre, dass die Liebe siegt über Vorurteil und altgewohnten Hass..."
(Anna Haasemann-Dunka)