(Rhein-Neckar Zeitung, 30. Oktober 2001)

Geballte Ladung mimischer Kunst bei den Kraichgauer Theatertagen
Bammental. Ein gutes halbes Jahr wurde vorbereitet und organisiert, bis sich die 30 im Landesverband Amateurtheater Baden-Württemberg organisierten Theatergruppen des Kraichgaus nun auf Einladung der „Goukelkappe" ein Stelldichein geben konnten. Jetzt am Wochenende war es soweit.

Zum Auftakt der VI. Kraichgauer Theatertage ging in der gut besetzten Elsenzhalle ein bunter Theaterabend über die Bühne, eröffnet von den Gastgebern: Uwe Lay und Michael Mende spielten im, mit und vor dem Publikum ihr Präludium, eine einfallsreiche, witzige und pointierte Improvisation. Als Platzwart und Hausmeister, sozusagen „richtungsweisend" für den Abend, übernahm dann Rudi Reimitz von der „Kleinen Bühne Neckargemünd" die Conference - ein Glücksgriff.

Natürlich musste auch offiziell eröffnet werden. Das machte Helmut Kühn, der Präsident des Landesverbands Amateurtheater Baden-Württemberg, der die Einzigartigkeit dieses etwa alle zwei Jahre stattfindenden Treffens betonte. Für die Gastgeber gab schließlich Dr. Uwe Lay den offiziellen Startschuss.

Die Eisbrecher-Funktion übernahm die „Junge Bühne Wiesloch" mit „Der Mantel". Allein die vielen Variationen, wie ein Mantel von Stuhllehne, Kleiderhaken und Bügeln fallen konnte, waren eine Schau. Mit „Theater-comics" fesselte das „Theater im Bahnhof" Dielheim - gekonntes absurdes Theater: ein Blick in die Zukunft, wenn Computer bei der Arbeitsvermittlung helfen wollen ...
Mit Szenen aus „Rotkäppchen-Report" von Angelika Bartrain stellten die „Scheinwerfer 87" aus St. Leon-Rot moderne Adaptionen bekannter Märchen gekonnt auf die Bühne. Die Theatergruppe „La Vita", ebenfalls aus Bammental, rundete mit zwei fein gespielten Sketchen „Filet ohne Knochen" und „Nachtstück" - guat boarisch - den ersten Theaterblock dieses satten Abends ab.

Nach der Pause begann das Amateurtheater „Die Maske" aus Wiesloch mit „Aus dem Bauch heraus". Das war körperliches Theater pur. Und das Amateurtheater „Die Koralle" führte mit ihrer Szenenfolge „Beziehungsweise Loriot" sie nicht nur gekonnt persiflierend in die Szenen ein, sondern machte auch immer wieder Spaß an den Szenen selbst. Köstlich auch die .Werdenden Väter" von Ephraim Kishon, mit denen die Theatergruppe „Vorhang auf! - Theater im Melanchthonhaus Leimen" den leichten Teil des Abends beschloss.

Den Abend beschloss dann wieder die „ Goukelkappe", die zwei satte Szenen aus ihrer „Faust"-Inszenierung zeigte. „Auerbachs Keller" und Mephistos „Verführungsszene" mit Marthe und Gretchen im Garten konnten noch einmal einen Einblick geben in diese große Frühjahrsinszenierung.