(Gemeinde-Nachrichten)

"Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen"
Endlich mal jemandem richtig die Meinung sagen, eine zehnminütige Standpauke halten, eine Rede, in die Sie alles legen, was Sie genau dieser Person schon immer einmal sagen wollten, ein für allemal!
Ein reizvoller Gedanke, oder?
Wie dereinst Katharina Luther, geborene von Bora, zu ihrem Martinus:
„...Wie wäre es, wenn Du in den Garten gingest und dieses Apfelbäumchen eigenhändig pflanztest, von dem soviel geredet wird?
Ich pflanze Apfelbäumchen und Pflaumenbäumchen und Birnenbäumchen, ob die Welt nun untergeht oder nicht. Und darauf vertraust Du. Deine Käthe wird's schon pflanzen, und Gott wird die Welt schon nicht untergehen lassen, damit Du an Deinem Luthertisch sitzen bleiben und Deine Gleichnisse schreiben kannst...",
oder die Rede der von den Weimarern gemobbten „Gemahlin" des Dichters Goethe Christiane, geb. Vulpius, an seine Ex, die hochgebildete, ach so bessere und doch verschmähte Charlotte von Stein, die nunmehr den Dichterfürsten, und die Vulpius ja sowieso, verachtet.
Die letzte Ansprache der Eva Braun an „ihren Adolf" kurz vor ihrem gemeinsamen Ende im Führerbunker. Und viele mehr ...
Ob diese Reden je gehalten wurden, darf bezweifelt werden, sie könnten aber gehalten worden sein.
Und wie!
Christine Brückners „Wenn Du geredet hättest, Desdemona , - ungehaltene Reden ungehaltener Frauen",
verändert unser Bild von Figuren der Literatur oder Personen der Geschichte. Der intime Blickwinkel der Rednerinnen ernüchtert den Leser, entlarvt das imaginäre Gegenüber. Denn die vereinzelten Fakten zu den Angegriffenen, die man in der Erinnerung zusammensammelt, passen meist nahtlos zu dem so anderen Bild, das die „Frau hinter ihm" zeichnet. Die historische Person wirkt, ungeachtet dessen, was sie Großartiges oder auch extrem Grausames über die Menschheit gebracht hat, plötzlich erschreckend einfach und banal. Man bekäme leicht Lust, weitere solcher Ansprachen hinzuzufügen. Etwa die Rede der verwitweten afghanischen Ärztin, die jetzt nicht mehr arbeiten darf, weil sie eine Frau ist und tagsüber verschleiert das Nötigste für ihre 5 Kinder zusammenbetteln muss, an den örtlichen Taliban-Chef, der doch auch von einer Frau zur Welt gebracht wurde.
Diese begeisternde Vorlage gesammelter Monologe, wird zu den Kraichgau-Spieltagen von einer der besten Amateurtheater-Gruppen im Kraichgau, der Koralle aus Bruchsal, als Matinee zum Besten gegeben.
Für Jugendliche und Erwachsene, nicht nur weiblichen Geschlechts: Sonntag, der 28. Oktober, 10.30 Uhr: Wenn Du geredet hättest, Desdemona Die Koralle Bruchsal, TV-Halle Bammental