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Chronik
| Autor: | nach J. W. von Goethe | Regie: | Steffi Bittner Joachim Wahl | Aufführungsort: | Bammental, Multifunktionsgebäude | Zeitraum: | 2019-06-02 bis 2019-06-05 |
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| (Rhein-Neckar Zeitung, 04.06.2019)
Ein bis heute aktueller Klassiker
Theater-AG des Gymnasiums Bammental brachte Goethes „Faust" auf die Bühne - Schüler bezogen das Publikum mit ein
Bammental. „Fast Faust Ganz Grete" lautete der Titel des Stückes, das die Theater-AG des Gymnasiums Bammental erstmals bei der Premiere am Sonntag zeigte. Kurz gesagt war es ein Theaterereignis der Superlative und bot alles, was man sich von einer Aufführung nur wünschen kann: Es war kreativ, in¬novativ, aufwendig, bestens durchdacht, unterhaltsam, witzig und es machte an einigen Stellen betroffen. Für Schulleiter Benedikt Mancini war das auch gar nicht anders zu erwarten gewesen, denn schließlich habe man mit Stefanie Bittner die „weltbeste Regisseurin" gehabt, die gemeinsam mit Gymnasiallehrer Joachim Wahl das Projekt der Theater-AG leitete. Das Sternchenthema des Abiturs - Faust 1 von Johann Wolfgang von Goethe - bildete die Grundlage des Stückes.
| Große Spielfreude brachten die Schüler der Theater-AG auf die Bühne. Ihnen gelang die Gratwanderung zwischen schwermütigen Passagen und einer immer wieder aufflackernden ausgelassenen Leichtigkeit. Foto: Alex | Der Handlungsstrang orientierte sich am tragisch-traurigen Schicksal von Gretchen, überragend gespielt von Tanea Romond. Dass alles so kommt, wie es kommen muss, dafür stellten der teuflische Mephisto (Carmen Jung) und der selbstsüchtige Faust (Valentin Richter) die Weichen. Ein großes Lob verdiente sich Valentin Richter, dessen Auftritte viel Originaltext von Faust inklusive zahlreicher geflügelter Worte transportierten: „Nenn's Glück! Herz! Liebe! Gott! Ich habe keinen Namen dafür, Gefühl ist alles; Name ist Schall und Rauch." Das Theaterpaket schnürten die Akteure gemeinsam mit ihren Regisseuren ganz geschickt und gekonnt. Wie zu hören war, durften sie sich mit Ideen und selbst geschriebenen Texten in der neunmonatigen Vorbereitungszeit einbringen. Fünf Bühnenschauplätze hielten das Pu¬blikum platziert auf Drehstühlen in der Mitte des Raumes in Bewegung.
Die junge Truppe von der achten bis zur elften Klasse des Gymnasiums bezog die Zuschauer mit viel Spielfreude ins Theatergeschehen mit ein. Das schaffte bei der schweren Kost, die das Stück eben auch vermittelt, immer wieder entspannte und ausgelassene Momente.
Was hat uns „Faust" heute noch zu sagen? Dieser Blick auf den Stoff entstaubte den Klassiker gehörig und richtete den Fokus auf Gretchen. Dass sich ein „alter Sack" an ein junges unerfahrenes Mädchen heranmacht, passiert ganz zeitlos immer wieder. Aufklärung tut Not und auch die war in die Handlung integriert. An „Dr. Sommers Beratungsstunde" beteiligte sich das Publikum gerne mit kecken Fragen rund um das Thema Sexualität. Ohne den Input der Theatergruppe „Die Goukelkappe" hätte Stefanie Bittner, die dort Ensemblemitglied ist, wohl nicht so aus dem Vollen schöpfen können. Die steuerten nämlich Licht und Ton (Yven Oppermann, Max Fanz, Uwe Lay) und Videoaufzeichnung (Robert Bittner, Bernd Segnitz) bei, was Schulleiter Benedikt Mancini am Ende zu einem großen Danke¬schön veranlasste.
Visuelle Effekte, der Wechsel der Schauplätze ohne Bühnenumbau und überraschende Momente fürs Publikum etwa in der Rolle des beobachtenden Mensa-Kochs (Paul Schmieder) brachten Tempo und Kurzweil in die „gestreckte" Handlung, die sich auf gut 90 Minuten Spielzeit einpendelte.
Dabei fehlte es nicht an berührenden Momenten, für die das am Ende vor der Hinrichtung stehende Gretchen sorgte. Mit Bravour meisterten die jungen Schauspieler auch den Spagat zwischen Mehrfachrollen. Zu nennen sind an dieser Stelle Tanea Romond (Geist), Paul Schmieder (Geist, Gret-chens Bruder Valentin, Hexe), Patrizia Matheis (Lieschen) und Maite Dardano (Bärbelchen). Ein echter Hingucker waren auch die beiden zuletzt Genannten mit Anne Schmieder als verführerisch tanzende Hexen beim Brauen des Hexentranks in der Walpurgisnacht, als „Dr. Sommer-Team" oder als feiernde Partytruppe.
(Anna Haasemann-Dunka) |
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