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 Chronik

 Die Spanische Fliege » zurück zur Gesamt-Liste 
Autor: Franz Arnold
Ernst Bach
Regie: Uwe Lay
Bernd Segnitz
Aufführungsort: Bammental, TV-Halle
Zeitraum: 2016-11-04 bis 2016-11-06

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 Kritik 
(Rhein-Neckar Zeitung, 07.11.2016)

Goukelkappe führte am Wochenende dreimal „Die Spanische Fliege" auf- Überraschung bei der Premiere

Unter dem Beifall des Publikums und der Darsteller sagte Carolin Mende "Ja" zum Heiratsantrag von Alexander Edler (Foto: Katzenberger-Ruf)
Bammental. Was das Publikum nach der Premiere des Stücks „Die Spanische Fliege" in der TV-Halle erlebte, war nicht frei erfunden, sondern romantische Realität. Alexander Edler machte seiner langjährigen Freundin Carolin Mende auf der Bühne einen Heiratsantrag - samt Kniefall. Geküsst hatten sie sich auch vorher schon. Schließlich spielte Carolin die Fabrikantentochter Paula und er den Rechtsanwalt Gerlach, der um ihre Hand anhält. Für Edler war es die erste Rolle beim Theaterverein Goukelkappe.
Das Stück „Die Spanische Fliege" ist eine turbulente Verwechslungskomödie, die im Haus eines Senf- beziehungsweise Mostrichfabrikanten spielt und in der es um eine heimliche Vaterschaft geht. Oder besser gesagt: um Vaterschaften. Schließlich vermuten gleich vier Männer, sie könnten vor 25 Jahren mit einer Tänzerin einen Sohn gezeugt haben. Alle haben an die „Spanische Fliege" Alimente gezahlt. Die Komödie in drei Akten von Franz Arnold und Ernst Bach wurde bereits 1913 uraufgeführt.
Die Goukelkappe-Darsteller waren für das 1913 erstmals gespielte Stück in historische Kostüme geschlüpft und begeisterten die zahlreichen Zuschauer in der TV-Halle (Foto: Katzenberger-Ruf)
Fabrikant Ludwig Klinke regt sich herrlich über verdorbenen Senf auf und seine Ehefrau Emma über den Sittenverfall. Bei der Goukelkappe schlüpften Michael Mende und Christa Kleinbub-Dunkl in diese Rollen. Zum Publikumsliebling avancierte Felix Flachs als Heinrich Meisel, dem unbeholfenen Sohn von Gottfried und Mathilde (Bernd Segnitz und Eva Saalfrank), der eigentlich Paula heiraten soll, sich aber in deren Cousine Wally (Rebecca Flachs), Tochter des Reichtagsabgeordneten Burwig (Thomas Pachunke) verliebt.
In weiteren Rollen wirkten Daniel Pösl und Heinz Müller alias „Wimmer" und „Tiedemeier" - noch zwei mögliche Väter - und Hannelore Mathes als Haushälterin bei den Klinkes mit. Hinter den Kulissen gab es ebenfalls ein starkes Team, das für Kostüme, Bühnenbild, Maske, Lichttechnik oder das Soufflieren sorgte. Uwe Lay und Bernd Segnitz übernahmen die Regie.
Drei Vorstellungen gab die Goukelkappe über das Wochenende. Ein Dreivierteljahr hatte der Theaterverein dafür geprobt. Zu den Requisiten gehörte das elegante Sofa, das ein Antiquitätengeschäft zur Verfügung stellte, aber auch eine selbst gezimmerte Schwingtür, die besonders schwungvolle Auftritte erlaubte. Vergoldetes Geschirr kam schließlich bei der doppelten Verlobungsfeier im Hause Klinke zum Einsatz.
Weil die Amateurtheater wegen der Aufführungsrechte bei der Inszenierung oft wenig Spielraum haben, gab es in Bammental nur wenige Änderungen. Die „Spanische Fliege" spielte allerdings nicht in Sachsen, sondern in unserer Region, und Heiratskandidat Heinrich reiste von Bruchsal an. Die Tänzerin, die alle nur „Spanische Fliege" nennen, stammt in der Bammentaler Fassung aus Mannheim. Bei der Premiere gab es mehrfach Szenenapplaus und zum Schluss lang anhaltende Beifallsbekundungen.
Der Theaterverein Goukelkappe freut sich über neue Mitglieder, die in allen Bereichen aktiv werden können. Nach dem jüngsten Stück, das wie der „Kurpfälzer Abend" im Frühjahr Teil der 1000-Jahr-Feier von Bammental war, können beim Verein auch bald wieder Nikoläuse gebucht werden. Am nächsten Kurpfälzer Abend, der am 25. März 2017 über die Bühne geht, feilen die Theaterleute ebenfalls schon. Jetzt lehnen sie sich aber erst einmal zurück und genießen den großen Erfolg, den sie mit dem jüngsten Stück eingefahren haben.
(Karin Katzenberger-Ruf)



(Bammentaler Gaiberger Wiesenbacher Woche, 16.11.2016)
Theaterverein „Goukelkappe" spielte „Die Spanische Fliege"
Ein Abend voller Verwirrungen und doppeltem Happyend

War der Premierensaal noch gut gefüllt, so wurde es am Samstag und insbesondere am Sonntag so richtig eng, als der Bammentaler Theaterverein „Goukelkappe" e.V. nach längerer Spielpause zum Stück „Die Spanische Fliege" in die TV-Halle eingeladen hatte.

Die rasante Komödie von den Autoren Franz Arnold und Ernst Bach spielt zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Berlin, wurde aber von der „Goukelkappe" in die Kurpfalz verlegt. Das Mostrichfabrikantenpaar Emma und Ludwig Klinke (Christa Kleinbub-Dunkl und Michael Mende) kommt in eine arge Zwangslage: Sie hat ein Problem mit der moralischen Überwachung ihrer Tochter Paula (Carolin Mende), die eigentlich einen Bruchsaler Assyriologen heiraten soll. Paula zieht aber den schneidigen Rechtsanwalt Dr. Gerlach (Alexander Edler) vor. Edler stand in diesem Stück zum ersten Mal auf der Bühne und strahlte direkt eine erstaunlich natürliche Eloquenz aus. Der Assyriologe Heinrich Meisel (Felix Flachs) avancierte in seiner tollpatschigen Art zum Publikumsliebling, insbesondere dann, wenn er erste Annäherungsversuche in Richtung Walli Burwig (Rebecca Flachs) unternahm. An diesen Stellen stockte das Stück regelmäßig, weil das Publikum regelrecht tobte. Der Hausherr, Mostrichfabrikant Klinke, hatte ganz andere Probleme: zum einen diesen endlosen Rechtsstreit, den ausgerechnet der heimliche Geliebte seiner Tochter, Dr. Gerlach, gegen ihn führte. Zum anderen eine hochkochende Affäre aus längst vergangener Zeit mit einer Tänzerin, genannt „Die Spanische Fliege". 25 Jahre hat er brav und heimlich Alimente für das Ergebnis dieser Affäre bezahlt. Den von seiner Frau für ihre Tochter einbestellten Heinrich Meisel hält er genau für dieses, das heißt seinen unehelichen Sohn mit der „Spanischen Fliege".

Wer war nun der Vater des unehlichen Kindes? (Foto: Holger Segnitz)
Im Laufe des Stückes wird die Verwirrung schließlich komplett, denn als potenzieller Vater kommt nicht nur er in Frage. Über direktes Geständnis an ihn oder durch Verhör seiner sittenstrengen Frau entpuppen sich plötzlich weitere Ex-Geliebte und/oder Alimente-Zahler: Wimmer (Daniel Pösl), der Schnüffler. Er soll eigentlich Licht ins Dunkel bringen, offenbart sich Klinke aber selbst als möglicher Vater. Anton Tiedemeier (Heinz Müller) hatte zwar selbst nie eine Affäre mit der Tänzerin, gesteht eine solche aber trotzdem unter dem Verhördruck von Emma Klinke, der Vorsitzenden des „Vereins für Mutterschutz". Die Figur Anton Tiedemeier rangierte durch Heinz Müllers panisch-ängstlicher Darbietung direkt neben Felix Flachs ganz oben auf dem Siegertreppchen der Bühnenstars. Der gestrenge Reichstagsabgeordnete Burwig (Thomas Pachunke) wird ebenfalls als Vater verdächtigt und schließlich auch Gottlieb Meisel (Bernd Segnitz), der wirkliche Vater von Heinrich Meisel.

Der tollpatschige Heinrich Meisel auf Brautschau (Foto: Holger Segnitz)
Die Krone setzt dem Ganzen die Stadträtin Meisel (Eva Saalfrank) aus Bruchsal auf. Wimmer und Klinke halten sie für die „Spanische Fliege" und verjagen sie rüpelhaft aus dem Haus. Spätestens mit ihrem Besuch ist die Boulevardkomödie zur Commedia dell'arte geworden. Hierbei übrigens nicht zu vergessen der Komödien-Herold, das Dienstmädchen, dargestellt von Hannelore Matthes. Sie leitete durch das Ankündigen der Besuche zumeist neue Szenen ein und hatte doch offensichtlich mehr Überblick in dem komödiantischen Durcheinander als die beherrschenden Protagonisten auf der Bühne.

Dass aus all diesen Stimmungs- und Tempowechseln ein stimmiges und insgesamt sehr überzeugendes Gesamtkonzert wurde, ist den beiden Regisseuren Uwe Lay und Bernd Segnitz zu verdanken. Sie kümmerten sich auch federführend um das (passend: senffarbene) Bühnenbild samt geschmackvollem Antikmobiliar. Der lang anhaltende Applaus belohnte das Team für seine Arbeit.

Zur Premiere, am Ende des Applaus-Sturmes war es so weit: der überzeugende Schauspiel-Debütant Alexander Edler trat nach vorne, bat seine langjährige Partnerin Carolin Mende zu sich und machte ihr auf Knien einen Heiratsantrag, den sie nur noch kopfnickend bejahen konnte. An diesem Abend gab es nach den Lach- also auch noch Freudentränen in der TV-Halle.