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 Chronik

 Warten auf... » zurück zur Gesamt-Liste 
Autor: nach Samuel Beckett
Regie: Steffi Bittner
Aufführungsort: Gymnasium Bammental
Zeitraum: 2009-05-16 bis 2009-05-19

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 Kritik 
(Gemeinde-Nachrichten, 2.7.2009)

Eindrucksvolles, spannungsreiches Stück über die Abgründe des menschlichen Daseins

Die Theater–AG des Gymnasiums Bammental spielt "Warten auf ….." in Anlehnung an Samuel Becketts "Warten auf Godot"

Bammental. Ein ganz besonderes Stück Theater ging am Gymnasium Bammental über die Bühne. In vier Aufführungen spielten die Schüler der Theatergruppe "die grotesk - komischen sowie irrealen Szenen, [die] keine erkennbare Handlung haben." - So wurde das selbst erfundene Stück schon im Programmheft angekündigt. In Anlehnung an Samuel Becketts absurdes Theaterstück "Warten auf Godot" eigneten sich die Schülerinnen und Schüler der Mittel- und Oberstufen – AG dieses Stück neu an, verbanden es mit unserem Leben und stellten dabei die Fragen, die heute viele Menschen umtreiben.
So entstanden ganz unterschiedliche Situationen für die Behandlung verschiedener Probleme, wobei der Ausgangspunkt gleich blieb: das Warten darauf, dass.... etwas
passiert, sich etwas ändert, ich mit dem Leben, mit der Welt,
mit dem anderen, mit mir weiterkomme..., geduldig, drängend, verzweifelt, gelassen, vergnügt, kritisch, einverstanden......
Authentisch, unglaublich dicht und engagiert, mitreißend und voller Spielfreude agierten die 17 jungen Schauspieler auf der "vermüllten" Bühne, die als Spiegel der Seelen der gescheiterten Existenzen fungierte. Manchmal erschienen sie dem Zuschauer beängstigend dicht an ihrer Rolle und das "gespielte Ich" wirkte dadurch sehr echt und überzeugend.
Die 17 Darsteller, Raphaela Dörfer, Pavel Cepero - Malo, Carlo Malkus, Malinka Oberdörfer, Johanna Miller, Meret Cepero – Malo, Lisa Werle, Lotte Iglhaut, Ina Rupprecht, Lena Malkus, Martin Müller, Johannes Dörfer, Jenny Sancho-Vargas, Sophia Riepl, Sarah Müller, Lucas Lebert und Jana Mechler, hatten "Warten auf…" zu ihrem Stück gemacht. Sie alle zeigten spielerisch eindrucksvolle Leistungen. Und sie alle eint ein unbändiger Spaß am Theaterspielen.
Und dieses Gefühl vermittelte die Theatergruppe des Gymnasiums Bammental in Kooperation mit dem Theaterverein Goukelkappe e.V., die sich um Stefanie Bittner zusammen gefunden hat, auch ihrem Publikum.
Mit viel Geschick hatte die Regisseurin Stefanie Bittner durch eine ideale Besetzung der Rollen und den großen Freiraum, den sie ihren Schülern in deren Ausgestaltung gelassen hatte, erreicht, dass junge Menschen beim Theaterspielen über sich hinaus wachsen und "etwas machen, was [sie] sonst nicht machen würden".
Auch im anschließenden Publikumsgespräch klang die Spannung des Stückes noch nach. Wieder war zu spüren, wie sehr sich die Schüler mit ihrer eigen Rolle und ihren Texten identifizierten. Den Fragen aus dem Publikum blieb die Gruppe keine Antwort schuldig. In dem lebendigen Dialog konnte man erkennen, dass sich für alle durch die intensive Auseinandersetzung mit dem Stück eine neue Welt aufgetan hatte.
Die Zuschauer hoffen noch auf viele derart gelungene Aufführungen!

(Dorothé Becker)



(Rhein-Neckar Zeitung, 22.5.2009)

Diese Spannung war kaum auszuhalten

Theater-AG spielte mit „Warten auf“ Theater à la Beckett

Bammental. (du) "Komm, wir gehen. Gehen wir!" Aber niemand folgte der Aufforderung. Alle blieben sitzen und warteten weiter. Warten auf, aber auf was eigentlich? Auf das Leben, könnte eine Antwort sein. Oder anders ausgedrückt: das Schicksal. Aber Warten, das ist auch Jugedkultur, war aus dem Kreis der jungen Spieler der Theater-AG der Mittel- und Oberstufe des Gymnasiums zu hören. Sie kultivierten ganz in Anlehnung an Samuel Becketts absurdes Theater "Warten auf Godot" das Warten für ein zwar vom Vorbild inspiriertes, dennoch weitgehend selbst erfundenes Stück für vier Aufführungen.
Absurd war es nicht durchgehend, sonst hätte es die ehemalige Schulleiterin Margareth Schütte nach eigenem Bekunden nicht bis zum Ende ausgehalten, dafür aber enorm anregend, oder wie sei feststellte: "Es war unglaublich faszinierend". Verstanden hatte das Publikum den Inhalt, was sich in der Gesprächsrunde mit Schauspielern und Regisseurin Stefanie Bittner abzeichnete. Der Dialog wurde genauso intensiv und munter geführt, wie das Stück zuvor gespielt.
"Google" macht’s möglich, könnte man sagen, nachdem die Schauspieler verrieten, woher sie die Anleihen bei Schiller oder Kafka machten und die Grundlagen für ihre Texte bezogen. Aber die Internet-Suchmaschine allein macht es eben doch nicht aus. Da braucht es doch junge Menschen, die ihrer Texte zusammenstellen, verstehen und zu interpretieren verstehen, damit sie jeder versteht und zum Nachdenken bringen.
Genau das gelang den 17 Darstellern Raphaela Dörfer, Pavel Cepero-Malo, Carlo Malkus, Malinka Oberdorfer, Johanna Miller, Meret Cepero-Malo, Lisa Werle, Lotte Iglhaut, Ina Rupprecht, Lena Malkus, Martin Müller, Lucas Lebert und Jana Mechler durchweg – von Stefanie Bittner motiviert und auf ideale Weise geführt. Überhaupt musste man den Hut ziehen vor so viel Spielelan und Einfühlung in schwierige, problembeladene Texte, die in ihrer Absurdität aber auch befreiendes Lachen oder Schmunzeln zuließen.
Der einzige Kritikpunkt der Zuschauer war, warum man den zugrunde gelegten Charakteren nur negative Aspekte verlieh. Das lag im Stück "Warten auf" selbst begründet, erklärten die Schauspieler, die sich wie eine Bande von Ausreißern oder gescheiterten Existenzen mit kranken Strukturen und gestörter Psyche auf einem ziemlich vermüllten Platz (Bühnenbild Helmut Daigger) präsentierten. Dort entwickelten sie ihre Monologe, alle aufs Wartegleis gestellt, dem Ende von allem in Allegorien, Clownereien und Paradoxien verpackt. Zu Wort kamen personifizierte Emotionen und Lebensthemen wie Hass, Skrupellosigkeit, Weisheit, Emanzipation, Tod, Sexualität, Wahnsinn, Aggression, Erfolg, Selbstmord, Einsamkeit oder auch Hoffnungslosigkeit.
"Das Leben ist längst da, möchte man den Figuren zurufen", war eine Zuschauerreaktion. Eine andere lautete: "Die Spannung war so toll dargestellt, dass man sie kaum aushalten konnte und irgendwas hineinrufen wollte."