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Chronik
| (Gemeinde-Nachrichten, 11. 11. 2005)
Historische Komödie nähert sich ihrem Aufführungstermin
Vor 20 Jahren hatte sie zur Gründung des Theatervereins Goukelkappe geführt. Eine Bühnenbearbeitung der gleichnamigen Bammentaler Sage aus der Feder des Hausautors Michael Mende. Jetzt bewegt sich das Spektakel auf sein Aufführungswochenende zu. Die Komödie bringt samt Kleinrollen und Statisten nicht weniger als 20 Schauspieler auf die Bühne. Im Zentrum der Handlung stehen, neben vielen Neulingen, gar Protagonisten der ersten Stunde wie Waltraud Vögele, Uwe Lay oder der Autor selbst auf der Bühne, die schon damals bei der Uraufführung mitwirkten.
Ein unerwartetes Problem führte zusätzlich zu einem in der Vereinsgeschichte der Goukelkappe einzigartigem Novum: Als man beschloss, die nochmals komplett überarbeitete historische Komödie zum Vereinsjubiläum wieder zu beleben, stieß man auf eine unerwartete Herausforderung: In den Reihen der Goukelkappe konnten nicht mehr genug Dialektsprecher gefunden werden, um etwa alleine die sieben erforderlichen Bauern zu besetzen. Zu sehr später Stunde jenes diesjährigen Kerwedienstags fiel der historische Entschluss. Die Altstadt Kerweborscht würden unterstützen. Konsequenz: Der Zauberer vom Bammertsberg wird als Koproduktion von Goukelkappe und AKB auf die Bretter kommen. Was dabei herauskommt? Da lassen Sie sich mal überraschen!
Die Aufführungstage sind am Wochenende des Bammentaler Weihnachtsmarkts:
Freitag, der 9. Dezember und Samstag, der 10. Dezember, jeweils um 20 Uhr, und am Sonntag, dem 11. Dezember, um 19 Uhr in der TV-Halle, der Stätte der Uraufführung vor 20 Jahren.
Und obwohl 2 Jahrzehnte her, ist diese noch so manchem Zuschauer von damals in äußerst positiver Erinnerung. Die Mitwirkenden von Goukelkappe und AKB sind fest davon überzeugt, dass man mit der spektakulären Neuauflage wiederum ein Highlight in der Vereinsgeschichte schaffen wird.
(Gemeinde-Nachrichten, 2. 12. 2005)
Der Zauberer vom Bammertsberg
Viele Leser sind nach dem letzten Artikel bereits losgezogen, die Höhle am Bammertsberg zu suchen (die es übrigens tatsächlich gibt - wir werden im Programmheft eine Wegbeschreibung abdrucken). Die Mehrheit der Leser jedoch ist offensichtlich zu Buchhandlung Staiger oder Tabakwaren Beck gegangen und hat sich Karten für die historische Komödie vom übernächsten Wochenende besorgt. Denn die Haupthandlung um die berühmte Bammentaler Sage hat sich nicht wie überliefert im finstren Wald, sondern mitten im Ort zugetragen. Und sie war auch nicht so sehr finster, sondern ziemlich amüsant. Spötter sagen dem Hausautor der Goukelkappe ohnehin nach: Ganz gleich was er schreibt: Komödie, Drama, Tragödie - es wird immer lustig!
Also nehmen Sie sich eine Auszeit vom Weihnachtsstress und gönnen Sie sich einen Abend voller Lachen mit dem: Zauberer vom Bammertsberg: Premiere: Freitag, der 9. 12., um 20 Uhr, zwei weitere Aufführungen am Samstag, dem 10. 12., um 20 Uhr und am Sonntag, dem 11. 12., um 19 Uhr in der Bammentaler TV-Halle.
(Gemeinde-Nachrichten, 9. 12. 2005)
Eine Führung durch die Autorenwerkstatt
Hallo Sie! Ja, Sie da! Keine Angst, der Vorhang geht frühestens in 15 Minuten auf! Kommen Sie, werfen Sie doch schnell noch einen Blick in die Autorenwerkstatt.
Es gibt eigentlich nur zwei wichtige Einrichtungsgegenstände: Dies hier ist die Werkbank. Dort an der Wand das Archiv der Persönlichkeiten.
Grundsätzlich gibt es ja zwei Sorten von Autoren: Die weltberühmten, wirklich großen Autoren und dann die kleinen Provinzautoren, wie meine Wenigkeit, die in der Regel einer einigermaßen seriösen Haupttätigkeit nachgehen, um ihr kärglich Dasein fristen zu können.
Doch beide haben eine Gemeinsamkeit - sie sammeln: Szenen, Bilder, Farben und Stimmungen des Lebens, und als Allerwichtigstes: Persönlichkeiten!
Sie können sich nicht in meine Nähe trauen, ohne beobachtet, analysiert und aufbewahrt zu werden. Und kaum dass Sie sich versehen, sind Sie schon in einen Sketch oder eine garstige Provinzkomödie verwurstet. Natürlich nicht namentlich, vor der Archivierung werden jedwede personenbezogenen Daten entfernt.
Auf der Werkbank wimmelt es nur so von Figuren, so nennt man die vom Handwerksmeister archivierten und anonymisierten* Persönlichkeiten. Sie schreien einander an, reden miteinander friedlich, turteln gar und finden sich schließlich in Szenen, Dialogen und Entwürfen.
Als ich vor gut einem Jahr, den „Zauberer vom Bammertsberg" aus einer tiefen Schublade der Werkbank zog, waren sie sofort alle wieder da: Die sieben Bauern, die berechnende und bigotte Lina Gerwera, der geheimnisvolle Zauberer, der mutige Schweinehirt, der feige Pfarrer und viele mehr.
An dieser Stelle muss ein weiterer wichtiger Unterschied zwischen den Profiautoren und den Provinzkrauterern erläutert werden:
Wir letzteren schreiben kein Stück, das dann für alle Ewigkeit so stehen bleibt, das können sich nur die Profiautoren leisten. Unsere Bilder sind passgenaue Auftragsarbeiten wie die Portraits der Maler der frühen Renaissance in Italien. Dem Auftraggeber wird ein Bild nach eigenen Wünschen angelegt. So passen wir die Figuren an die verfügbaren Schauspieler an.
Der Zauberer etwa von vor 20 Jahren war schwer, mittelgroß gewachsen und hatte eine Opernstimme. Doch trotz inständigen Bittens - Thomas Kern, der Original-Bammertsberg-Zauberer - war nicht mehr auf die Bühne zu kriegen.
Die Regie aber fand eine Alternative: Jaro mit Vornamen und mit einem Nachnamen, den man weder sprechen noch schreiben kann, und der Kerl ist
lang und hager. Also ziehen wir los mit ihm, gehen einen trinken, noch einen und noch einen. Ein Slowake, heute Allgemeinmediziner mit entsprechender Praxis auf dem Boxberg. Kümmert sich verstärkt um Spätaussiedler, da er Tschechisch, Slowakisch, Rumänisch und weiß Gott was sonst noch alles, fließend rauf und runter spricht. Endlich ist die Figur gefunden: A bähmischer Zauberer, ein Hauch von Schwejk ist mit drin, eigentlich a varrickter Hund. Manchmal spricht er sich tschechisch oder slowakisch. Ich lasse ihn, sehr zur Verzweiflung der Regie, eine komplette Szene in diversen Fremdsprachen sprechen. Doch mit einer neuen Figur auf der Werkbank ist es noch nicht getan. Ganz im Gegenteil, das Zusammenspiel im Stück verändert sich mit dem Verändern von Charakteren. Und da einige Figuren runderneuert oder gar komplett ersetzt wurden, entsteht ein fast neues Stück, wenngleich die zentrale Geschichte genau die von vor 20 Jahren ist.
Für die Rahmenhandlung stehen leider nur zwei Männer zu Verfügung, statt wie damals Frau und Mann.
Also bauen wir komplett um: Der ganze Rahmen verändert sich. Damals noch relativ undifferenziert, entsteht nun ein kleines Stück im Stück, mit eigener, etwas böser Handlung. Schließlich sagt einer der beiden Männer ab. Seine Figur wecke Erinnerungen in ihm. Eigentlich ja ein Kompliment für Autoren, aber es nützt ja nix.
Was höre ich da? Nun hat doch eine Frau zugesagt, die Szene zu spielen. „Super!" denke ich entnervt und sage „Dann schreibt's Euch grad selber um!".
„Ja klar, was sonst, haben wir schon!"
Zum Schicksal des Provinzautoren gehört die beliebige Austauschbarkeit seiner Texte. Wenigstens die Bauern müssen nicht neu gebaut werden. Es finden sich zu den Figuren passende Schauspieler und den Rest mimen die Kerweborscht mit Bravour.
Hoppalla, nun steht das Stück und ich hatte den Pfarrer ganz vergessen. Ein kleiner böser Mitläufer, der der richtig bösen Lina nicht annähernd das Wasser reichen kann. Im 2. Akt sagt er kaum noch was, steht nur noch da wie ein begossener Pudel und sieht sich mehr und mehr zum Spielball der Ereignisse werden. So eine richtig arme und dabei nicht mal bemitleidenswerte Figur, eine echte arme Sau.
Wo das Problem liegt? Ich muss ihn spielen!
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