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Chronik
| Autor: | John B. Priestley | Regie: | Irmela Müller-Wulff Christel Herold-Mende | Aufführungsort: | Wiesloch, Palatin | Zeitraum: | 1997-05-03 bis 1997-05-03 |
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| (Rhein-Neckar Zeitung, 6. Mai 1997)
Bei der Jugend im Kraichgau geht die Theaterwut um
Wiesloch. Die Bretter, die bekanntlich die Welt bedeuten, waren jetzt drei Tage lang in Wiesloch aufgebaut. Die Weinstadt war Austragungsort der „5. Kraichgauer Theaterta¬ge". Über 150 Amateurschauspieler beteiligten sich daran; zehn Gruppen zeigten auf der Bühne ihr Können. Die Federführung lag in den Händen der „Theater- und Spielberatung Baden-Württemberg". Die örtliche Organisation übernahm das Wieslocher Amateurtheater „Die Maske".
Vor 19 Jahren wurden die Kraichgauer Theatertage ins Leben gerufen mit dem Ziel, die Leistungsfähigkeit der Amateurbühnen zu zeigen. Gelegenheit dazu gab es in Wiesloch bereits zum Auftakt bei einem „bunten Theatertag", der über 300 Theaterbegeisterte in den Staufersaal des Palatins lockte. Eine gelungene Mischung aus politischem Kabarett, Mundartstücken und Klassikern begeisterte auch den Präsidenten des Landesverbandes der Amateurtheater Baden-Württemberg, Helmut Kühn.
Hochkarätiges Schauspiel stand im Blickpunkt des zweiten Theatertags. Dabei reichte die Palette von der leichten Muse bis zum gesellschaftskritischen Theater. Die Wiesenbacher Gruppe „Lampenfiewa" stellte zum Auftakt mit dem Kindermusical „Die Bremer Stadtmusikanten" schauspielerisches und musikalisches Können unter Beweis. Mit einer Inszenierung des Stücks „Die fremde Stadt" von John B. Priestley präsentierte sich die Bammentaler Theatergruppe „Goukelkappe" und zeigte dabei, daß nicht nur die leichte und unterhaltsame Komödie zum Repertoire der Amateurschauspieler gehört.
„Nachwuchssorgen haben wir keine", hatte der Präsident des Landesverbands der Amateurtheater zur Eröffnung der Theatertage gesagt. Bester Beweis dafür waren die theaterwütigen Kinder, die am letzten Tag Sandra Krankowski fast die Tür einrannten. Die Theaterpädagogin, die der Wieslocher Gruppe „Die Gewappelten" angehört, hatte unter dem Titel „Wir spielen eine Geschichte" zu einem Workshop für Kinder eingeladen. Die Jungmimen brachten dazu nicht nur Spiellaune, sondern auch jede Menge Phantasie mit. Basierend auf der Geschichte „Ronja Räubertochter" erfanden sie ihre eigene „Räuberpistole", die sie dann auch gleich in die Tat umsetzten.
Während die Kinder an ihrem Stück bastelten, konnten die Eltern im Saal nebenan die Sorgen und Nöte eines Kontrabassisten aus Patrick Süskinds gleichnamigem Stück verfolgen, das die Dielheimer Amateurgruppe „Theater im Bahnhof" auf die Bühne brachte. Mit einer Inszenierung der „Maske" endete schließlich das dreitägige Spektakel, bei dem der Publikums-Zuspruch leider nicht immer so gut war wie am Eröffnungsabend.
(Petra Nicoli?)
(? Wiesloch, 7. Mai 1997)
Blick hinter die Kulissen heimischer Amateurtheater
Kraichgauer Theatertage zeigten buntes Programm - Wenig Interesse beim Publikum
Interessenaustausch, Fachsimpeln und die öffentliche Vorstellung der Amateurtheaterbühnen in der Region waren die wichtigsten Anlässe für die „Kraichgauer Theatertage", die in diesem Jahr von der hiesigen Amateur-Theaterbühne „Die Maske" im Palatin organisiert wurden. Unter großem Interesse engagierter Amateur-Schauspieler, aber mit leider nur wenig Resonanz bei der Wieslocher Bevölkerung, gingen diese zweieinhalb Tage „Theater non-stop" über die Bühne.
Gute Resonanz bei den Beteiligten, gute Unterbringung der Veranstaltung im Palatin, aber eben nur mäßiges Interesse bei der ansässigen Bevölkerung konnte der Vorsitzende der Gruppe „Die Maske", Karl-Heinz Schmitt, zum Abschluß der Veranstaltung feststellen. Ein interessantes Treffen, das Erfahrungsaustausch nicht nur über das Spiel, sondern über alles, was zu einer Aufführung noch dazu gehöre brachte, habe stattgefunden. Und es habe sich gezeigt, dass Amateurtheater „nicht nebenbei, sondern fast wie Profitheater" arbeiten. Vielleicht konnte auch der eine oder andere Nachwuchs zum Spiel animiert werden, denn nach neuen Mitspielern seien alle Amateurbühnen ständig auf Suche. „Die Maske" hatte mit ihrem Team die Organisation übernommen, standen doch fast drei Tage lang viele Aufführungen auf dem Programm. Die Kraichgauer Bühnen hätten sich, so Karl-Heinz Schmitt, im Palatin wohlgefühlt. Finanziert wurde das Treffen teils aus Landes- und Kommunalzuschüssen, teils aus der eigenen Kasse. „Wir hätten uns mehr Resonanz von den Bürgern erhofft", beklagte sich mit Recht der Vorsitzende angesichts der vielen leeren Stuhlreihen im Saal und angesichts der guten und profihaften Aufführungen, die geboten wurden. Sicherlich, so spekulierte Karl-Heinz Schmitt, waren Parallelveranstaltungen m Wiesloch und das strahlende Sommerwetter daran schuld, dass die Theatergäste am Wochenende ausblieben.
Als gut besucht und als einen „rundum gelungenen Abend" bezeichnete er den „Bunten Theaterabend" am Freitag, der Gäste aus den 26 Verbands-Amateurtheatern in Wiesloch mit Theaterszenen und -kostproben verwöhnte. Für jeden fand sich das Richtige: Kabarett, Satire oder Mundart, jede Gruppe konnte ihren Leistungsstand dokumentieren. Daneben sorgte die „Heizölbänd" für die nötige Stimmung.
Ernsthaft, präzis und professionell ging es am Samstagabend weiter mit einer überaus intelligenten und ansprechenden Aufführung von „Die fremde Stadt" von John Priestley, präsentiert vom Bammentaler Theaterverein „Goukelkappe". Hier verpassten alle Wieslocher Theaterfreunde, die nicht gekommen waren, eine Aufführung, die weit über Amateurtheaterniveau hinausging. „Ich träumte, ich sehe eine neue Stadt", ist der Ausspruch Walt Whitmans, um den sich das ganze Stück dreht. Paradies oder Utopie – verschiedene Menschen, zufällig aus dem Leben gerissen, finden sich vor den Mauern einer „fremden Stadt" wieder. Ihr Lebensweg, beladen mit Zweifeln, Fehlern und Verletzungen, macht hier halt. Die Mauer trennt den Tod vom Leben, unklar bleibt, welcher Bereich sich wo befindet. Erst nach einer großen „Lebensbilanz" - hier konnte jeder der Truppe in dramatischen Szenen brillieren - führt der Weg wieder zurück ins „Leben". Sparsamkeit herrschte bei dieser Aufführung vor, denn sparsam waren Ausstattung, Kostüme und Interpretation, so dass schließlich der Zuschauer ein überaus glaubhaft dargestelltes Stück erlebte, bis zur letzten Minute angefüllt mit Spannung.
Ein weiterer Glanzpunkt der „ Theatertage" war das Einpersonenstück „Der Kontrabass" von Patrick Süskind, dargestellt von Manfred Maier und dem „ Theater am Bahnhof" in Dielheim. Theateramateur Manfred Maier spielte sich wie ein Profi souverän mit Bier, Rama-Stulle und Fischkonserve durch die philosophisch-psychoanalytischen Ergüsse des frustrierten Kontrabassisten, dem beim Anhören von Wagners „Walkürenritt" der Bogen schwillt. Auch hier war zu bestätigen, dass Amateure als Schauspieler überraschend hohes Niveau zeigen können. Wichtig ist die Liebe des Künstlers zur Kunst, so erklärte dies der Kontrabassist, und dieses Prinzip zeigten die beiden lobenswerten Bühnen überaus lebendig.
Auch für die Kinder wurde an diesem Wochenende viel geboten. Neben der in Wies loch gut bekannten Aufführung „Maxi und Moritz" von der Gruppe „Die Maske", führte Sandra Krankowski von der Gruppe „ Die Ge-wappelten" die kleinen Schauspieler in die Geheimnisse des Spiels ein. Den Kindern machte dies sichtlich Freude, ebenso wie das Kindermusical „Die Bremer Stadtmusikan¬ten", das die Wiesenbacher Theatergruppe „Lambefiewa" aufführte.
(hi) |
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