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 Chronik

 Undine » zurück zur Gesamt-Liste 
Autor: Jean Giraudoux
Regie: Marion Neubauer, Waltraud Vögele
Aufführungsort: Bammental, TV-Halle
Zeitraum: 2002-11-15 bis 2002-11-17

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 Kritik 
(Gemeinde-Nachrichten, 22. November 2002)

UNDINE oder Der Mut zu neuen Wegen
Es mag der Höhepunkt in der Chronik eines Theatervereins, der nicht arm an hochwertigen Umsetzungen großer Bühnenstücke ist, sein, den Goetheschen "Faust" in einer höchst ansehnlichen Weise auf die Bühne gebracht zu haben - doch birgt dieser Höhepunkt gleichzeitig auch die ganz reelle Gefahr des "Was nun?":

Da ist zum einen die Erwartungshaltung des Schauspielensembles, das seine Fähigkeiten adäquat zum Ausdruck bringen will und da ist zum anderen ein Publikum, das sich in den vergangenen Jahren an bestimmte Mindeststandards gewöhnt hat und das wieder von neuem gefesselt sein will. Vor diesem Hintergrund musste sehr viel Mut seitens der Verantwortlichen des Bammentaler Theatervereins "Goukelkappe" aufgebracht werden, völlig neue Wege zu gehen: Dabei gehörte weniger Mut dazu, sich für die "Undine" von Giraudoux zu entscheiden, als vielmehr Mut für die Art und Weise wie man dieses Werk umgesetzt hat. Schon die Überschrift verkündete; dass man "Ein Märchen nach Jean Giraudoux" zu erwarten habe - also keinen Anspruch auf eine 100%ige Umsetzung des Originaltextes erhebe. Und wer dann den Zuschauerraum betrat, war vollends überrascht, dass da eine waschechte Rockband Platz genommen hatte. Und diese Band mit Ulf Eckstein an der Gitarre, Luigi Salerno am Bass, Florian Lauer am Schlagzeug, Saskia Bittner mit der Flöte (und einem fantastischen jazzigen Eröffnungssolo!) und dem musikalischen Kopf des ganzen Unternehmens, Robert Bittner am Keyboard, war es letztendlich auch, die für ein Theatererlebnis der neuen Dimension in Bammental sorgte: Was jüngst beispielsweise im Kino in Form des französischen Films "Acht Frauen" und im Heidelberger Stadttheater mit der Musikcollage "Sekretärinnen" großen Anklang fand, schuf auch bei der Bammentaler Inszenierung neue und bestens genutzte Möglichkeiten - der Darsteller als Sänger, die Statisten als Chor und die Livebandbegleitung als zusätzliche Farbe.

Dabei fiel so manches Mal die Entscheidung schwer, zu urteilen, ob hier Schauspieler gesungen haben oder Sänger geschauspielert haben: Ob die Fischersfrau Eugenie (Ilona Plichta) sich über die überaus gelungene Darstellung ihrer Rolle hinaus als Blues-Sängerin bester Qualität entpuppte, oder eine als Folk-Sängerin bekannte Andrea van Bebber als warmherzige Königin überzeugte, die Grenzen waren kaum wahrnehmbar - ganz abgesehen von den Hauptdarstellern der Undine (Verena Bosch) und Hans (Kay Leibert), die großartig ihren Text beherrschten, durch darstellerische Tiefe überzeugten und im Duett "Hans und Undine" anrührend ihr Schicksal besangen. Nicht weniger nachwirkend Stefanie Bittner als Gräfin Bertha mit glaubhaft vermittelter Emotion und Hannes van Bebber als hand- und nicht ganz trinkfester Andreas und als weiteres sängerisch sehr begabtes Mitglied der van Bebber-Familie Tochter Lena als überaus verführerische Nixe, der die Nixen Carolin Jakoby und Ilana Miller in nichts nachstanden.

Rainer Lochthowe ließ das sehr sympathische Bild eines etwas tapsigen, aber überaus gutmütigen Königs entstehen, Sohn Thilo Lochthowe verwandelte sich in den Grafen Bertram, der mehr oder wenig Spielball des Geschehens ist. Garsten Günther und Günther Häberlen als würdige Richter versuchten, ein wenig Licht in das seltsame Spiel des zwischen Bertha und Undine schwankenden Hans zu bringen, während es Uwe Lay als Fischer oblag, seinen größten Fang - nämlich den der Undine - zu präsentieren. Besondere Erwähnung müssen die -mehrfach vor der eigentlichen Bühne kommentierenden - Rollen des Hofmarschalls (Didi Haßmann) und der Wasserkönigin (Irmela Müller-Wulff) finden: Sie lenkten ohne Gnade den Gang der Dinge und ergötzten sich an der Ohnmacht der mit ihrem Schicksal ringenden Gestalten, und wo die eine durch dämonisches Auftreten Schauer über den Rücken jagen ließ, sorgte der andere mit seinem höfisch-weibischen Gehabe für Lachstürme im Publikum.

Die Bediensteten bei Hofe verhalfen mit der Szene zur Vorbereitung der Hochzeit von Undine und Hans dem Stück zu einem der Höhepunkte des Abends: Temporeich wurde da über die Bühne gewirbelt und gesungen, um mehrfach von einer Sekunde zur anderen quasi als Bühnenbild zu erstarren und wieder wie auf Knopfdruck in Bewegung zu geraten - ein Beleg für das Können der regieführenden Waltraud Vögele und Marion Neubauer. Den beiden ist es im übrigen zu verdanken, dass den ganzen Abend über die Balance zwischen dem hohen Anspruch des Stückes und den Ausdrucksmöglichkeiten eines - allerdings hochbegabten! - Laienensembles gewahrt blieb: Die Verzweiflung von Undine und Hans angesichts der Unmöglichkeit, dauerhaft zueinander zu finden und die Eigenheiten ihrer Welten zu überwinden, wirkte überzeugend, die Zeichnung der Charaktere auch der weiteren Darsteller war stets deutlich und farbenreich, ohne grell zu werden. Die Sicherheit, mit der auf und vor der Bühne agiert wurde, ließ auf eine gewissenhafte Vorbereitung schließen und die Empfindsamkeit der Kompositionen Robert Bittners zeigte eine vorübergehende intensive Beschäftigung mit den Stimmungen der jeweiligen Situation auf - einzig die manchmal doch recht braven Reime bei den Liedern könnten etwas mehr "Pepp" vertragen...

Dank modernster Tontechnik mit drahtlosen Mikrophonen (Andreas Legnar) klappte die Abstimmung von Bühne zur Band hervorragend und auch das ganze "Drumherum" von Maske über Kostüme und Bühnenbild bis hin zur Beleuchtung wirkte professionell - kurzum: Dem Theaterverein "Goukelkappe" ist für das gelungene Unternehmen "Undine" vorbehaltlos zu gratulieren und eine erfolgreiche Fortsetzung beim mutigen Begehen neuer Wege zu wünschen!



(Rhein-Neckar Zeitung, 22. November 2002 / am-u)

Undine - In fast pausenloser Bühnenpräsenz
Theaterensemble „Goukelkappe" ging mit mutiger Umsetzung der "Undine" nach Giraudoux neue Wege
Bammental. Nach dem Erfolg mit Goethes „Faust" entsprach der Theaterverein "Goukelkappe" der Erwartungshaltung von Publikum und Ensemble. Mit Mut wurden neue Wege gegangen mit einer ungewöhnlichen Umsetzung von "Undine".
Schon die Überschrift, verkündete, dass man "Ein Märchen mit Musik nach Jean Giraudoux" zu erwarten habe - also keinen Anspruch auf eine 100-prozentige Umsetzung des Originals erheben könne.
Und wer dann den Zuschauerraum betrat, war vollends überrascht, dass da eine waschechte Rockband Platz genommen hatte. Und diese Band mit Ulf Eckstein an der Gitarre, Luigi Salerno am Bass, Florian Lauer am Schlagzeug, Saskia Bittner mit der Flöte (und einem phantastischen jazzigen Eröffnungssolo) und dem musikalischen Kopf des ganzen Unternehmens, Robert Bittner am Keyboard, war es letztendlich auch, die für ein Theatererlebnis der neuen Dimension sorgte.
Was jüngst beispielsweise im Kino und im Heidelberger Stadttheater großen Anklang fand, schuf auch bei der Bammentaler Inszenierung neue und bestens genutzte Möglichkeiten - der Darsteller als Sänger, die Statisten als Chor und die Livebandbegleitung als
zusätzliche Farbe. Dabei fiel so manches Mal die Entscheidung schwer, zu urteilen, ob hier Schauspieler gesungen haben oder Sänger geschauspielert haben:
Ob die Fischersfrau Eugenie (Ilona Plichta) sich über die überaus gelungene Darstellung ihrer Rolle hinaus als Blues-Sängerin bester Qualität entpuppte, oder eine als Folk-Sängerin bekannte Andrea van Bebber als warmherzige Königin überzeugte, die Grenzen waren kaum wahrnehmbar. Ganz abgesehen von den Hauptdarstellern der Undine (Verena Bosch) und Hans (Kay Leibert), die in fast pausenloser Bühnenpräsenz großartig ihren Text beherrschten, durch darstellerische Tiefe überzeugten und im Duett „Hans und Undine" anrührend ihr Schicksal besangen.
Nicht weniger nachwirkend Stefanie Bittner als Gräfin Bertha mit glaubhaft vermittelter Emotion und Hannes van Bebber als hand- und nicht ganz trinkfester Andreas sowie als weiteres sängerisch sehr begabtes Mitglied der Van-Bebber-Familie Tochter Lena als überaus verführerische Nixe, der die Nixen Carolin Jacoby und Ilana Miller in nichts nachstanden.
Rainer Lochthowe ließ das sehr sympathische Bild eines etwas tapsigen, aber überaus
gutmütigen Königs entstehen, Sohn Thilo Lochthowe verwandelte sich in den Grafen Bertram, der mehr oder weniger Spielball des Geschehens ist.
Garsten Günther und Günther Häberlen als würdige Richter versuchten, Licht in das seltsame Spiel des zwischen Bertha und Undine schwankenden Hans zu bringen, während es Uwe Lay als Fischer oblag, seinen größten Fang - nämlich den der Undine - zu präsentieren.
Besondere Erwähnung müssen die kommentierenden Rollen des Hofmarschalls (Didi Haßmann) und der Wasserkönigin (Irmela Müller-Wulff) finden: Sie lenkten ohne Gnade den Gang der Dinge und ergötzten sich an der Ohnmacht der mit ihrem Schicksal ringenden Gestalten.
Die Bediensteten bei Hofe verhalfen mit der Szene zur Vorbereitung der Hochzeit von Undine und Hans dem Stück zu einem der Höhepunkte: Temporeich wurde über die Bühne gewirbelt und gesungen, um mehrfach von einer Sekunde zur anderen quasi als Bühnenbild zu erstarren und wieder wie auf Knopfdruck in Bewegung zu geraten - ein Beleg für das Können der Regie führenden Waltraud Vögele und Marion Neubauer.