» Startseite    » News    » Stücke in Arbeit    » Chronik    » Presse-Archiv    » Links    » Kontakt & Impressum   

Login:

Nickname:

Passwort:


::
[ anmelden ]





 
 Chronik

 Der eingebildete Kranke » zurück zur Gesamt-Liste 
Autor: Molière
Regie: Christel Herold-Mende
Aufführungsort: Bammental,
Zeitraum: 1993-11-19 bis 1993-11-21

» Vorankündigung
» Kritik
» Darsteller (14)
» Bildergalerie (20)
 


 Kritik 
(Gemeinde-Nachrichten, 17. Dezember 1993)

Moliere - „Der eingebildete Kranke"
Selbst wenn man von Moliere's "Eingebildetem Kranken" noch nie etwas gehört hatte, so schien es doch ein der Gesundheit nicht allzusehr zuträgliches Stück zu sein, das aufgeführt werden sollte, da laut Prolog alle, die es zum vierten Mal gespielt hatten, eines mysteriösen Todes gestorben waren . . .
Auf der Bühne hingegen ging es gar lebhaft zu. Im Rahmen eines mittelalterlichen Ambientes agierte der knauserige Alte Argan (Michael Mende), in erquicklicher Weise zur Schau gestellt, seine Körpersäfte und seine Krankheit pflegend, sehr lebhaft und lief sogar zur Höchstform auf, wenn es darum ging, den keß eingestreuten Enttarnungen des Dienstmädchens Toinette (Marion Neubauer) zu entkommen oder sich den Zukunftsplänen bezüglich der Heirat seiner Tochter mit dem brillant gespielten vertrottelten Arztsohn Thomas Diafoirus (Ralf Neubauer) zu widmen.
Den allzu eigennützigen Gesundheitsinteressen des Alten stand die schwärmerisch und leidenschaftlich verkörperte Liebe der jungen Generation gegenüber, der es in überaus überzeugender und liebreizender Weise gelang, vom Beginn ihres Auftretens den Zuschauer auf seiner Seite zu wissen. So pflanzte sich die Tragik um die Zukunft der Tochter Angelique (Verena Bosch), in gekonnter Weise gespielt, weiterhin fort und ließ den Zuschauer durch die Verblendung des Alten von Seiten der allzu erbschaftsfreudigen Gattin Beline (Irmela Müller-Wulf) keinen Augenblick los. Wann fieberte der von Handlung und Spielgeschick geleitete Zuschauer, wann gehen dem Alten denn nun endlich die Augen auf.
Glücklicherweise erfolgte die Auflösung des Knotens durch die couragierte Toinette und den rationalen Bruder des Alten, Beralde (Andreas Wirtherle), die der liebenden Angelique und ihrem glühenden, sehr poetischen Verehrer Cleante (Jens Müller) zu Hilfe eilten. Die wohlfeile Aufdeckung der wahren Charaktere, von denen sich der Alte umgeben sah, gelang vor allem durch das geschickte Glossar von Gesundheit, Krankheit und medizinischer Autorität, das nicht zuletzt durch das Einstreuen aktueller politischer Bezüge noch verfeinert wurde.
So war denn auch am Ende jedem geholfen, und die Liebe triumphierte einmal mehr über Eigennutz und Niedertracht Hätte doch der geneigte Zuschauer ansonsten befürchten müssen, daß die eigentliche Krankheit des Alten darin bestünde, die Augen vor der wahren Liebe zu verschließen.
Also war am Ende doch nicht nur alles Theater . . . oder? So möchte ich die Akteure bestärken, ihren Schlußsatz dennoch beim Worte zu nehmen und in diesem Sinne fortzufahren ". . . dann spielen wir eben nur noch Theater . . ." Ich jedenfalls habe mich bestens unterhalten.
(Pascal Tomakidi)