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Chronik
| (Gemeinde-Nachrichten, 11. November 1994)
Wie der Theaterverein ein Stück Literatur vor dem Untergang bewahrt
Wenn Sie ein Stück unserer Erwachsenengruppe sehen, dann ist dies das Ende eines Prozesses, der seinen Anfang zumeist in einer wilden literarischen Stammtischdiskussion fand. So beganndas auch mit der schönen Bescherung, die nächste Woche insgesamt dreimal über die TV-Hallen-Bühne gehen wird und die, so hoffen wir, den krönenden Abschuß des Bammentaler Theaterherbsts 94 bilden wird. So erhob also seinerzeit ein Mitglied des Vorstandes zu später Stunde die Stimme: „Ich sag Euch, dieser Schwarzweißfilm, der da immer zu Weihnachten kommt, der ist so stark aber auch so statisch, der muß eine Theatervorlage haben!" Hiermit begann die abenteuerliche Suche nach einem Theaterstück, von dem wir komischerweise nicht einmal wußten, ob es überhaupt existiert. Und gleichsam begann eine illustriertenreife Story, die unsere „Fahnder" von Straßburg über Hamburg bis nach Berlin führte. Dort saßen wir schließlich einem sehr alten, verstaubten Archivar des Felix Bloch Erben Verlages gegenüber, der uns ein ebensolches Manuskript überreichte. „Albert Husson, jaja, war mal 'ne große Nummer. Wenn Ihr nicht gekommen wärt, hätten wir ihn in diesem Jahr aus dem Verlagsprogramm genommen, dann wäre dieses Stück endgültig gestorben,"
„Ist das Stück denn so schlecht!" werden Sie sich fragen.
Ich kann Ihnen Ihre Frage trefflich beantworten: Es gab eine Zeit, da waren die Menschen der Ansicht, daß ein Theaterstück mit seiner Hollywood-Verfilmung den kulturellen Höhepunkt und gleichsam seinen Bühnentod erleben müsse. Hiergegen sprechen nun aber mindestens drei Gründe:
- Der Goukelkappe Mega-Erfolg „Arsen und Spitzenhäubchen'' vor 2 Jahren in der TV-Halle, obwohl dieses Stück mindestens zweimal verfilmt worden war.
- Die Tatsache, daß der Film „Wir sind alle keine Engel" nur eine Interpretation von Albert Hussons „La cuisine des anges" ist. Viele Figuren entdeckten unter den einfühlsamen und beredten Kommentaren unseres Regie-Debütanten und Theateridealisten Andreas Wirherle ganz andere Charakterqualitäten als die Zelluloid-Mumien.
- Was sind schon Aldo Ray, Humphrey Bogart und Peter Ustinov auf der Leinwand gegen Udo Hessenauer, Kay Leibert und Michael Mende auf der Bühne?!
Überzeugt! Neugierig! Okay, dann sehen wir uns nächstes Wochenende! Achja, noch eine Bitte: Kennen Sie einen totalen Theatergegner? Bringen Sie ihn doch bitte mit, wollen mal sehen, was sich machen läßt!
(Michael Mende)
(Gemeinde-Nachrichten, 18.November 1994)
- Karten gekauft ?
- Freunden bescheid gesagt ?
- Babysitter organisiert ?
Na dann, -ab in den Pazifik. Es wird heiß! |
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