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 Chronik

 Die Abenteuer von Tom Sawyer
und Huckleberry Finn 
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Autor: Marc Twain
Regie: Carolin Jakoby, Benjamin van Bebber
Aufführungsort: Bammental, ev. Gemeindehaus
Zeitraum: 2004-03-13 bis 2004-03-14

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 Kritik 
(Gemeinde-Nachrichten, 19. März 2004)
(Rhein-Neckar Zeitung, 25. März 2004)


Wenn die Sonne scheint, dann legen wir los...
Großartiges Jugendtheater in Bammental
Wer es sich fest vorgenommen hatte und aus unerfindlichen Gründen an diesem ersten Frühlingssonntag doch nicht kommen konnte, der hat am Wochenende wirklich etwas versäumt. Zu sehen waren die Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn in der Bearbeitung von Carolin Jakoby und Benjamin van Bebber, dargeboten von der Jugendgruppe des Bammentaler Theatervereins Goukelkappe e.V. Derartig herzerfrischendes und mitreißendes Spiel, mit Lust und Verve vorgetragen, fand zurecht ein restlos begeistertes Publikum und verdiente sich ständigen Szenenapplaus. Und dies bei einem Alter der Akteure zwischen 9 und 14 Jahren. Kaum zu glauben, mit welcher Selbstverständlichkeit und atemstockender Sicherheit die Schüler in ihre Rollen schlüpften.
„Du gehst mit Sid, oder es ist Schluss mit der Verlobung" regelte ein beinahe überschäumender und herrlich frecher Tom Sawyer (Leonie Jakoby) die Verhältnisse und entschied sich, von seinen beiden Verlobten fast zerrissen, für die kokette Becky (Saskia Bittner), und damit gegen die vergeblich auf ihre Rechte pochende Amy Lawrence (Sophia Fauser). Gänzlich unberührt davon Huck Finn, dessen Freiheitsdrang in der Person von Johannes van Bebber ein äußerst treffendes Double fand. Um ihn und Tom sowie den Dritten im Bunde, Joe Harper (Alexander Häberlen), weinten herzzerreißend Tante Polly (Lea Kuhn), Mrs. Harper (Barbara Hassmann) und die Witwe Douglas (Maren Kuhn) ihren „Welch Kummer, welch Leid"-Song. Ach, das ging so richtig an's Herz. Nicht minder ergreifend Benjamin Best, der als Pfarrer pastorale Güte ausstrahlte und sich um seine Schäfchen sorgte, deren Spiel und Reibereien mit Tom das ganze Stück durchziehen, den Stiefbruder Sid (Sonja Wottke) und den Neuankömmling Alfred Temple (Nadja Tulakow), außerdem die Klassenkameraden Ben Rogers (Lotte Igelhaut), Sally Rogers (Amira Bittner) und Mary Austin (Bettina Welz). Dem angsteinflößenden Spiel eines Indianer Joe (Jakob Igelhaut), der die vorderen Kinderreihen vergeblich mit seinem Pappmesser zu beeindrucken versuchte, erliegt dagegen ein wunderbar treuherziger Muff Potter (Benedikt Katzenberger). Mit kaum zu übertreffender Einfalt sinniert er über den nicht begangenen Mord am Arzt Dr. Robinson (Mären Kühn) und verbringt anschließend ergeben die längste Zeit des Stückes im Gefängnis neben der Bühne. Daran entzündet sich der Gerechtigkeitssinn von Tom und Huck, mit deren Hilfe ein souveräner Richter Thatcher (Marien Bauer) und der Vorzeige-Polizist Jones (Julian Bittner) den wahren Täter zur Strecke bringen. So ist die Welt wieder in Ordnung und es lässt sich, wie schon zu Beginn singen: „Wenn die Sonne scheint, ja dann legen wir los". Gesagt, getan, aber schon sind Huck und Tom aufs Neue unterwegs, und von der Bühne.
Wohin wohl, dies und anderes wird die Fragen der Kinder auf dem Heimweg und Zuhause noch lange bestimmt haben. Denn Carolin Jakoby und Benjamin van Bebber haben es als Bearbeiter des Orginal-textes und Regieführende mit großer Einfühlsamkeit verstanden, der Handlung eine kindgerechte Fassung zu geben. So traten der Mord und die unheimliche Verfolgung in der Höhle hinter der Vorführung der biederen Normen und Nöte eines erheiternden Kleinstadtalltags zurück. Damit aber nicht genug. Mitten in den Abiturvorbereitungen stehend, komponierten die beiden die genannten Lieder und bauten bzw. malten die wiederholt mit viel Beifall bedachten Kulissen. Nicht zuletzt die mit Fingerspitzengefühl zusammengestellten Kostüme von Dorthe Wüst sowie die Maske (Steffi Bittner, Carolin Jakoby, Hannah und Lena van Bebber) führten unaufdringlich in das Milieu der amerikanischen Gesellschaft des späten 19. Jhs. So hat uns ein Theaterwochenende begeistert, zu dessen Gelingen hinter der Bühne auch Marion Neubauer, Uwe Lay und Kay Leibert sowie zahlreiche Eltern und Freunde beitrugen.
Nicht nur in den beiden Aufführungen, sondern vielmehr noch in der vorausgegangenen einjährigen Probenarbeit drücken sich ein Engagement und eine Begeisterungsfähigkeit der Jugendlichen aus, die vonjenen übersehen werden, die leicht über Desinteresse und Inaktivität der Jugend klagen. Eltern, Lehrer und nicht zuletzt auch die Gemeindevertreter sind für ein solches kulturelles Engagement nur zu beglückwünschen, und es sei ihnen ans Herz gelegt, diesen und ähnlichen Begabungen viel Raum zu geben.
(Kristin von Lehmann - Dr. Jens-Arne Dickmann)